TRAUER IM WANDEL DER ZEIT
„DER TOD IST NICHT SCHWARZ, ER IST GRÜN.“
„DER TOD IST NICHT SCHWARZ, ER IST GRÜN.“
WIE SICH DIE TRAUER VERÄNDERTE
Im 19. Jahrhundert gehörten Tod und Trauer noch mit zum alltäglichen Leben. Klassische Orte der Trauer waren das Haus des Verstorbenen, die Kirche und die Grabstätte. Die Menschen starben, nicht wie heute in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Die Angehörigen übernahmen die Aufgaben des heutigen Bestatters. Der Verstorbene wurde zu Hause versorgt und aufgebahrt. In einem Aufbahrungszimmer, welches mit Pflanzen, Leuchtern, schwarzem Flor geschmückt war, nahmen die Familie, Freunde und nahestehende Menschen sich genug Zeit sich in aller Ruhe vom Verstorben zu verabschieden. Man saß zusammen und erzählte vom gemeinsamen Leben mit dem Verstorbenen. Bei all der Trauer erinnerte man sich gemeinsam an das Schöne mit ihm. Leider ist das in unserer schnelllebigen Zeit des 20. Jahrhundert verloren gegangen.
Der Tod ist ins Abseits gerückt und oft stehen die heutigen Menschen dem Verstorbenen sowie den Trauernden verunsichert gegenüber. Wenn das Ritual verloren geht, kommt die Unsicherheit.
SICH SCHWARZ KLEIDEN
Es war auch ein Zeichen für die Anderen Rücksicht zu nehmen. Die meisten Witwen, unabhängig von ihrem Alter, behielten das bis zu ihrem eigenen Tod bei. Heute ist das nicht mehr üblich. Das Rad dreht sich zu schnell. Häufig fehlt den Trauernden genau diese von allen damals akzeptierte „Schonzeit“.
Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die Todesanzeigen in der Tagespresse, die bis heute in unserer Gesellschaft zum Ausdruck der Trauer dienen. Damals waren es die Fabrikanten, Professoren und Beamten, die ihre Lebensleistung auf ihrem Grabstein würdigten. Ausgefallene Grabdenkmäler dienten den Familien, um ihre gesellschaftliche Stellung wieder zu spiegeln.
Der letzte Abschied fand traditionell bei einer Traueransprache an der Grabstätte statt. Zuvor wurde der Sarg von männlichen Familienmitgliedern oder Freunden aus dem Haus zur Kirche und von dort zur Grabstätte getragen, begleitet von der Trauergemeinde. Auch das ist heute, außer bei Staatbegräbnissen, ganz anders.
Die hygienische Argumentation im Angesicht der steigenden Bevölkerung in Großstädten gewann immer mehr an Gewicht. Es entstanden die ersten Leichenhallen.
Was aber die Trauerkultur noch viel mehr veränderte, war der Bau der ersten Krematorien in Deutschland. Die Technisierung im Umgang mit den Verstorbenen veränderte die traditionelle, immer noch christlich geprägten Abläufe einer Bestattung ganz einschneidend. Die zeremoniellen Bräuche der Vergangenheit wurden durch die Feuerbestattung reduziert. Das viel bescheidenere Urnengrab auf dem Friedhof war der Wegbereiter zur heutigen anonymen Bestattung und ist mittlerweile Bestandteil der neuen Trauerkultur. Wenige Bräuche sind geblieben, wie zum Beispiel die Blumen- und Erdbeigabe vor dem Zuschütten des Grabes. Das gemeinsame Zusammensitzen bei Kaffee, Kuchen und Geschichten erzählen vom Verstorbenen nach der Trauerfeier.
DIE BESTATTUNGEN WERDEN INDIVIDUELLER
Nachdem fast die meisten Bräuche verschwunden sind, zeigt sich in der jetzigen Zeit wieder ein Wandel. Die Bestattungen werden immer individueller und die Bestatter mit ihren Bestattungsinstituten sind die entscheidende Instanz bei einem Todesfall. Neben der rein logistischen Abwicklung übernehmen die Bestatter heute alle Aufgaben rund um die Beisetzung.
Die neuere Entwicklung nichtkirchlicher Trauerfeiern, bei denen freie Redner zum Einsatz kommen, weil der Verstorbene keiner Religionsgemeinschaft angehört, wird von der Kirche als „Verfall“ beklagt.
Typisch ist die folgende, aus einem Buch über Bestattungen in der katholischen Kirche stammende Aussage: “Die Sprachlosigkeit oder Schweigsamkeit angesichts des Todes lässt weiterhin vermuten und befürchten, dass der heutige Mensch auf die Konfrontation mit dem Tod keine Antwort mehr findet; im Unterschied zu früheren Generationen verfügt er allem Anschein nach nicht mehr über ein Repertoire von Ausdrucksmitteln, dessen er sich in einer extrem belastenden und belasteten Situation wie im Todesfall … bedienen könnte, um Trauer und Klage oder sogar Hoffnung und Zuversicht zu artikulieren.”
Da bei den Trauernden das Bedürfnis nach Trost, Sinn und Hoffnung nach wie vor vorhanden ist, suchen auch sie heute nach einer professionellen Trauerbegleitung. So kam es, dass immer mehr Bestatter eine professionelle Trauerbegleitung ihren Kunden anbieten.
Andere Einflüsse kommen aus unserer multikulturellen Gesellschaft. Seit einigen Jahren sorgen islamische Gräberfelder für Auflockerung unserer monotonen deutschen Grabreihen. Immer mehr Muslime wollen nach ihrem Tod dort beigesetzt werden, wo sie gelebt haben und ihre Familien leben. Sie möchten nicht in ihre Heimat zurück. Diese Verstorbenen müssen mit unbegrenzter Ruhefrist gen Mekka liegen.
Einige Bestattungsunternehmen haben sich darauf eingestellt, dass der Tote von seinen Familienangehörigen rituell gewaschen, in Leinentücher eingewickelt und zum Totengebet aufgebahrt wird.
NEUE DIGITALE MÖGLICHKEITEN
Im Zeitalter des Internets gibt es eine ganz neue Variante von Trauer und Gedenken.
Hier finden sich über alle staatliche Grenzen hinaus virtuelle Friedhöfe, digitale Kondolenzbücher, virtuelles anzünden von Kerzen, Gedenkseiten oder Trauergruppen, die sich im Chat zu jeder Zeit Gleichgesinnten anvertrauen können.
Schon immer hatte der Mensch Angst vor Veränderungen. Doch wie uns die Geschichte zeigt, bringt jede Epoche etwas Neues.
"Das Gute der Natur ... All das Gute der Natur gehört der Seele und bleibt ihr Eigentum, wenn sie es mit der gesetzlichen Münze der Natur bezahlt hat, das heißt mit der entsprechenden Hingabe von Herz zu Hirn."
Ralph Waldo Emerson
Bestattungen Haybach GmbH
Poststraße 36
65191 Wiesbaden
Telefon 0611/950 350
Telefax 0611/50 30 32
E-Mail info@haybach.net
Web www.haybach.net